...der Zuschauer bestaunt das Geschehen, das im Laufe des Abends immer diffuser wird. Gleichwohl ist und bleibt das Spiel sogar für die, die keine Laxness-Kenner sind, zwei Stunden lang durchaus faszinierend. (Hannoversche Allgemeine Zeitung)

"Es ist schade, daß wir einander nicht anzwitschern können wie die Vögel. Wörter verwirren", erhält der Vertreter des Bischofs vom Pfarrer Jon Primus zur Antwort, als er sich mit ihm über die merkwürdigen Vorkomnisse rund um die vernagelte Kirche des kleinen Anwesens am Gletscher zu verständigen versucht. Da gab es z.B. einmal eine Braut des Pfarrers, die noch am Hochzeitstage von dessen besten Freund entführt worden sein soll. Und nun taucht dieser Freund wieder auf, um die inzwischen angeblich Verstorbene wieder zum Leben zu erwecken.

Der isländische Nobel-Preisträger erzählt in seinem Roman eine phantastische Geschichte, surreal und grotesk. Es geht um die Geheimnisse von Leben und Tod und die Unmöglichkeit, diese rational ergründen zu wollen. Es geht um die Auseinandersetzung zwischen der von östlichen Religionen inspirierten Daseinsfrömmigkeit des Gletscher-Pfarrers und seinem Freund Godman Syngmann, einem Machertyp, der ohne Rücksichtnahme seine Ideen verwirklicht. Und es geht schließlich um die Initiation eines jungen Mannes, der seine ganz eigenen Erfahrungen mit den Ur-Weib Ua macht. Das Publikum erlebt das Geschehen hautnah-unmittelbar; denn die Trennung zwischen Zuschauerraum und Bühne ist aufgehoben.

 

Gefördert von der Stadt Hannover, dem Land Niedersachsen und der Niedersächsischen Lottostiftung.

 

 

 


Premiere am 27. Mai 2004,
insgesamt 26 Aufführungen zwischen dem 08. Mai 2004 und 06. Nov 2004

Ensemble


Konzept: Peter Piontek, Wolfgang A. Piontek
Inszenierung: Wolfgang A. Piontek
Regieassistenz: Mira Witte
Dramaturgie: Peter Piontek
Bühne: Magda Jarzabek, Wolfgang Heinrich
Kostüme: Maren Lepping
Musik: Dirk Bahl
Videos: Volker Schreiner
Lichtdesign: Wolfgang Denker

Hannoversche Allgemeine Zeitung / eZeitung | 29.05.2004
Eis mit Stil - „Am Gletscher": Commedia Futura spielt Halldór Laxness
von Ernst Corinth

Nein, der Snaefellsjökull ist beileibe kein gewöhnlicher Gletscher. Bereits Jules Verne wählte diesen magischen Ort in seinem Roman „Reise zum Mittelpunkt der Erde" als Einstieg in das Innere der Erde. Auch in dem Roman „Am Gletscher" des isländischen Nobelpreisträgers Halldör Laxness spielen sich an seinem Fuße so seltsame Dinge ab, dass der Bischof seinen Vertreter (Stephan Fiedler) losschickt, um mal bei dem dortigen Pfarrer (Christoph Linder) nach dem Rechten zu schauen. Dieser Auftrag wird für den jungen Mann, der seine Beobachtungen stets auf ein Diktafon spricht, schnell zu einer Reise in eine fremde Welt, die beherrscht wird von geheimnisvollen Ritualen. Und selbst der Pfarrer hat sich den befremdlichen Gebräuchen seiner Gemeinde längst angepasst und sogar seine Kirche vernagelt.
Diesen ungewöhnlichen Stoff hat nun Wolfgang A. Piontek theatralisch bearbeitet und bei seiner Inszenierung tief in die multimediale Trickkiste gegriffen. Da zischen im Bühnenraum der Commedia Futura die Geysire, Videos und alte Rocksongs werden eingespielt, und mit einem Film wird der Raum sogar zwischendurch immer mal wieder in eine Gletscherlandschaft verwandelt. In diesem von Magda Jarzabek und Wolfgang Heinrich famos gestalteten Bühnenbild agieren mysteriöse Wesen, erzählen von noch mysteriöseren Vorfällen, und bald ist nicht nur der Vertreter des Bischofs ratlos, sondern auch der Zuschauer bestaunt das Geschehen, das im Laufe des Abends immer diffuser wird. Gleichwohl ist und bleibt das Spiel sogar für die, die keine Laxness-Kenner sind, zwei Stunden lang durchaus faszinierend. Und einen schöneren Gletscher gibt es in Hannover sowieso nirgendwo zu sehen.

Neue Presse | 04.06.2004
Hexen auf Staubsaugern „Am Gletscher" in der Eisfabrik
von NW

Heutige Hexen sausen nicht mehr auf einem Besen herum, sondern auf Staubsaugern. So jedenfalls in dem Stück „Am Gletscher". Das hat die Commedia Futura in der Eisfabrik zurzeit auf ihrem Spielplan. Regisseur Wolfgang A. Piontek hat nach Motiven eines Romans des isländischen Nobelpreisträgers Haldor Lax-ness eine Geschichte in Szene gesetzt, in der religiöse Mystik und moderne Welt aufeinander prallen. An einem Gletscher am Rande der Zivilisation lebt ein Priester, der weder tauft noch beerdigt. Ein junger, fortschrittlicher Städter, selbst scharf auf den Priesterjob, wird vom Bischof zum Gletscher geschickt, um den Abtrünnigen zur Rede zu stellen. Doch hier erwartet ihn ein Gemisch aus heidnischen Ritualen und Hexentanz, aus Nebel und Mystik. Dazu noch die rätselhafte Pfarrersfrau Ua, die den jungen Mann mit ihren überzeugenden Verführungskünsten vollends verwirrt. Das alles ist spielerisch inszeniert, mit Tanzeinlagen zu Songs von Björk und von den Stones, mit Filmleinwänden und ohne klassischen Zuschauerraum: Das Publikum sitzt mitten im Geschehen. Schade nur, dass bloß 15 Zuschauer den Weg in die Eisfabrik gefunden haben. Das Ensemble, allen voran die beiden Hauptdarsteller Stephan Fiedler und Christoph Linder, hätte schon ein bisschen mehr verdient gehabt.

Plakat:
Am Gletscher
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