Das Endspiel hat die Commedia Futura eindeutig gewonnen ... Erstaunlich war vor allem wie bildreich hier mit den Themen Alter, Krankheit und Tod gespielt wird ... alles war und wirkte stimmig und wurde von den Darstellern so glänzend umgesetzt, dass trotz des schweren Themas nie Schwermut aufkam ... Kurzum: hingehen, hinsehen und staunen! (Hannoversche Allgemeine Zeitung)

Just einen Moment gesteigerter Lebensfreude, den Tanz, hat das späte Mittelalter zum Medium des Todes gemacht. Mit den großen Pestepidemien des 15. Jahrhunderts erlebte auch die Darstellung von Totentänzen in der Kunst einen immensen Aufschwung. Und heute? Der Tod ist exiliert, das Sterben - wenn es nicht gerade mitten auf unseren Straßen stattfindet - verdrängt, ein modernes Tabu ebenso wie das Alter in unserer hippen Yuppie-Gesellschaft. Wo, wenn nicht auf der Bühne, sollte man den alten Sensemann, den leibhaftigen Tod wieder auferstehen lassen, das Hinsehen wieder lernen. Der Totentanz bildet ein wiederkehren-

des Motiv dieser multimedialen Collage über Alter und Tod. Diese groteske Auseinandersetzung mit der Gebrechlichkeit und Sterblichkeit des Menschen bildet den Abschluss des Zyklus’ “Curriculum Vitae“ der COMMEDIA FUTURA. Unter Leitung von Regisseur Gregor Weber ist ein revueartiges Endspiel entstanden, in dem sich butoh-inspirierte Bewegungssequenzen mit Comedy-Elementen ablösen und so schlaglichtartig-spielerisch Bilder vom Ende des Lebens entworfen werden.

 


Gefördert von der Stadt Hannover, dem Land Niedersachsen und der Niedersächsischen Lottostiftung.


Premiere am 03. Dez 2000,
insgesamt 26 Aufführungen zwischen dem 03. Dez 2000 und 03. Mär 2001

Ensemble


Konzept: Peter Piontek, Gregor Weber
Inszenierung: Gregor Weber
Regieassistenz: Özlem Albayrak
Dramaturgie: Peter Piontek
Bühne: Carsten Schmidt
Kostüme: Elena Neuthinger
Musik: Uwe Vogel
Videos: Jesse Klotzenbücher
Lichtdesign: Wolfgang Denker

Bild - Kultur | 03.01.2001
"Finale Grande" Sterbeszenen mit Showeffekt
von Janus Baumann

Ist der ständige, eigentlich sinnlose Tod auf der Bühne nötig? Muss man das Sterben des Menschen „ausschlachten“? In „Finale Grande“, dem neuen Stück der Commedia Futura in der Eisfabrik, dreht sich alles um den Tod.

Da begegnet ein Jogger einer verführerischen Lady und kriegt prompt den Herzkasper. Im Schattenspiel finden sich Lebende und Skelette zum Tanz. Oder eine kodderschnauzige Putzfrau beginnt über den Freudschen Todestrieb zu referieren. Zum Fürchten ist diese multimediale Szenenfolge nie. Regisseur Gregor Weber setzt nicht auf Schock- und Grauen, sondern behandelt das Thema ganz selbstverständlich.

Natürlich wirkt es makaber, wenn eine megadebile Spielshow mit dem Ableben eines Kandidaten endet - doch sind wir von derartigen Entgleisungen tatsächlich so weit entfernt? Die Inszenierung hat alle Stärken und Schwächen, die für die Commedia typisch sind. Da gibt es wunderbare Bild und beeindruckende Projektionen. Manche körperbetonten Szenen wirken diesmal besonders aufregend, weil Regisseur Weber Spezialist für den japanischen Grotesk-TAnz Butoh ist. Dafür können nicht alle Sprachpassagen überzeugen, und das Ganze ist spürbar zu lang. Dennoch: Lobenswert, dieses Tabu-Thema so mutig anzupacken!

 

 

 

 

Hannoversche Allgemeine Zeitung | 05.12.2000
Ein toller Totentanz
von Ernst Corinth

"finale grande" in der hannoverschen Eisfabrik 

Das Endspiel hat die Commedia Futura eindeutig gewonnen. Obwohl in der zweiten Hälfte spürbar die Luft raus war, die brillanten Ideen der ersten Halbzeit fehlten und sich das Ensemble um Regisseur Gregor Weber, um im falschen Bilde zu bleiben, in Mittelfeldtändeleien erging. Dennoch, die erste Stunde dieses „Finale Grande - Ein multirnediales Endspiel“, mit dem die Gruppe aus der hannoverschen Eisfabrík jetzt ihren vor zweieinhalb Jahren begonnenen Lebenslauf-Zyklus „Curriculum Vitae“ abschloss, war so packend, dass man über die Schwächen am Schluss gern hinwegsah.

Erstaunlich war vor allem wie bilderreich hier mit den Themen Alter, Krankheit und Tod gespielt wurde. Da wurden Szenen oder besser Tableaus präsentiert, die wirklich zu den besten gehören, die in den vergangenen Jahren (nicht nur) auf einer freien Bühne der Stadt zu sehen gewesen sind, ob nun dabei der Tod leibhaftig seinen Tribut forderte, eine junge Frau sich ihm verwehrte oder eine Spielshowmoderatorin sich um Kopf und Kragen quasselte, alles war und wirkte stimmig und wurde von den Darstellern so glänzend umgesetzt, dass trotz des schweren Themas nie Schwermut aufkam. Nein, ganz im Gegenteil: Selbst bedrückendste Szenen wurden noch mit einer solchen Leichtigkeit gespielt, dass man sich von dieser Totentanz-Revue unglaublich, aber wahr so prächtig unterhalten fühlte, dass man gern dem Conferencier zustimmte, der todernst albern feststellte: „Der Tod ist wirklich ein ziemlich dicker Hund“.

Auch der Einsatz der verschiedenen Medien und Theaterformen, von Tanz über Video, Kabarett bis zum Sprechtheater, funktionierte erstaunlich reibungslos und blieb stimmig. Am Ende hakte es dann, wie gesagt, ein wenig. Die verbrabbelte Szene im Altersheim beispielsweise erstickte fast im Klischee, doch auch sie wurde mit einem beeindruckenden Bíld beendet, im Unterschied zum eigentlichen Schlussbild, das arg belanglos ausfiel. Aber wer zuvor den als wunderschönes Schattenspiel gezeigten Totentanz-Reigen sieht und genießt, der wird der Gruppe selbst solche Ausrutscher verzeihen.

Kurzum: hingehen, hinsehen und staunen!

 

Neue Presse | 21.12.2000
Tod bittet zum Tanz
von Jörg Worat

Eisfabrik-Stück bricht Tabu

Der Sensenmann in der Eisfabrik: Mit „Finale Grande“, einer Szenenfolge über den Tod, beendet die Commedia Futura die Inszenierungs-Serie „Curriculum Vitae“ (Lebenslauf). Nach Stücken über Kindheit und Liebe feiert heute der Tod Premiere. Ein Thema, das in westlichen Ländern gerne ausgeblendet wird. Nicht hier: In „Finale Grande“ (Großes Finale) tritt ein schmieriger Entertainer auf, um die Annäherung an Gevatter Tod drastisch vorzuführen. Von der Verdrängung über das Schachern bis zum Zorn. Eine makabre Spielshow geht lautstark über die Bühne. Das Motto heißt „Wer verliert, krepiert“.

Manche Passagen sind vom japanischen Butoh-Tanz beeinflusst. Regisseur Gregor Weber ist Spezialist für diese bizarren Bewegungsformen. Beeindruckend auch ein Schattenspiel, bei dem eine Gruppe von Gerippen zum Tanz bittet. Beeindruckend: das Lichtdesign von Wolfgang Denker. Dieser Abend dürfte vor allem Freunden des bildhaften Theaters gefallen. Er ist weder langweilig noch geschmacklos – trotz des schwierigen Themas.

Plakat:
finale grande
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