Wir befinden uns im freien Fall. So wie wir leben, können wir nicht weitermachen, das wissen im Grunde alle. Doch allein die schiere Masse der Menschen macht es schwierig wenn nicht unmöglich, Auswege aus der drohenden ökologischen Katastrophe zu finden.

 

Die neue Produktion von COMMEDIA FUTURA ist in einer Zeit angesiedelt, in der die Katastrophe bereits eingetreten ist. Die glücklicheren unter den Menschen – wie immer reich nicht nur an Geld, sondern auch mit den richtigen Beziehungen – haben sich in sogenannte Kapselstädte zurückgezogen, in denen ein künstliches Klima für annehmbare Lebensverhältnisse sorgt. Unter Ihnen auch die fünf Protagonisten. Doch auf dem Weg zur Einweihung einer neuen Kapselstadt stürzt ihr Luftschiff ab…

Wolfgang A. Piontek läßt seine Truppe hart aufschlagen in einer Wirklichkeit, in der Überlebens-Strategien gefragt sind, miteinander, gegeneinander. Es entsteht ein groteskes Endspiel. Die eigenwilligen, extrem zugespitzten Charaktere entfalten sich in einem Szenario, das Tanz und Theater ebenso nutzt, wie Video-Projektionen und einen eigens von Christof Littmann komponierten Soundtrack.

 

Gefördert von: Landeshauptstadt Hannover, Land Niedersachsen, Stiftung Niedersachsen, Nord/LB-Kulturstiftung, Stadtbezirksrat Südstadt-Bult.

 


Premiere am 15. Nov 2014,
insgesamt 19 Aufführungen zwischen dem 15. Nov 2014 und 07. Feb 2015

Ensemble


Stück: Gruppe
Inszenierung/Regie: Wolfgang A. Piontek
Choreographie: Andrea Hackl, Eszter Manz-Kozár
Dramaturgie/Produktion: Peter Piontek
Regieassistenz: Jacek Darwicki
Kostüme: Sabine Mech
Bühne: Ulla Nentwig
Videos: Volker Schreiner
Musik: Christof Littmann
Lichtdesign: Wolfgang Denker
FSJ Kultur: Maurice Wedner-Ross
Praktikantin: Fibi Omolo

Neue Presse | 01.12.2014
So springen Kapselmenschen miteinander um
von lib

Die Erde ist unbewohnbar geworden. Klimawandel, Umweltzerstörung und Verseuchung haben die wenigen verbleibenden Menschen in riesige Kapseln zurückgedrängt, in denen sie ein scheinbar perfektes Leben führen.

„Im freien Fall“ auf diese Klimakatastrophe befindet sich die Menschheit, wie das Zusammenleben in dieser Welt aussieht, zeigt das Tanztheaterprojekt Commedia Futura in der Eisfabrik. Nach einem Flugzeugabsturz stehen fünf Charaktere aus dieser Zukunftsvision inmitten von dutzenden Kleidungsstücken. Im Mittelpunkt steht der Architekt der Kapselstädte, dem vier seiner Widersacher gegenüberstehen. Mit ausdrucksstarken Bewegungen und wenigen Worten kämpfen und spielen die Darsteller mit der Kulisse, ihren Träumen und miteinander. Tänzerisch ist „Im freien Fall“ beeindruckend, das Spiel mit Kleidung und nackten Bühnenwänden macht die Verzweiflung der Charaktere greifbar und authentisch. Auch die Musik ist stimmig. Komponist Christof Littmann untermalt das Stück größtenteils mit harten elektronischen Sounds.

Manchmal sind die Abschnitte etwas zu ausgedehnt, langweilig wird es jedoch nie, die Geschichte ist glaubhaft und ergreifend. Inspiration waren der Film „Soylent Green“ von Richard Fleischer und das Buch „Klimakapseln“ des Architekten Friedrich von Borries. Regisseur Wolfgang A.Piontek und seine Darsteller haben diesen Stoff nun mit langen Improvisationen umgesetzt und eigene Assoziationen eingebaut. Was dabei herauskommt, ist aktuell und zeitlos: Philosophische Ideen finden sich ebenso wie gesellschaftliche Probleme, die intelligent eingebaut sind. Das unterhält und macht nachdenklich, ohne aufdringlich zu sein. Verdienter Applaus für alle Beteiligten.

 

 

Stadtkind | 01.01.2015
im freien fall
von EAW

Wir befinden uns ím freien Fall, und dass wir irgendwann hart aufschlagen, ist uns eigentlich bewusst. Die neue Inszenierung von Wolfgang A. Piontek zeigt eine Zukunft, in der man lieber nicht landen möchte. Die ökologische Katastrophe hat verbrannte Erde hinterlassen und nur die begütersten Bewohner des überbevölkerten Erdballs konnten sich in Kapselstädte retten, wo sie abgeschottet vom angerichteten Elend leben. Mittels Tanz, Theater und Video-Projektionen entfaltet Commedia Futura zum Soundtrack von Christof Littman ein Endzeit-Szenario, in dem nur wenige Fallschirme vergeben werden.

Die Protagonisten des Stücks werden in Videos vorgestellt, die Volker Schreiner jedem der Charaktere auf den Leib geschnitten hat. In der kargen Wüste kniend oder sich wellenförrnig zum Takt von Wassertropfen bewegend fühlen sie in eine Zeit ein, in der sich ein Teil der Menschheit zum Schutz von den Elementen abgekapselt hat. Im Innern der Kapselstädte sorgt ein künstliches Klima für ertragliche Lebensbedingungen, während die Ausgesperrten wie Fliegen an den Seifenblasenmembranen kleben... Über allem thront wie ein Gott der Architekt, noch klingt er unantastbar. Doch im Schwarzen Raum, wo die Figuren Wirklichkeit werden, ist auch er nur ein Mensch und stürzt auf dem Weg zur Eröffnung einer neuen Kapselstadt mit den anderen in eine Welt ab, die alles andere als menschenfreundlich ist. Inmitten von Klamottenbergen, die wechselnd als orkanischer Strudel, Inseln, gehortetes Besitztum und mehr fungieren, spielt sich eine Vielzahl zwischenmenschlicher Dramen ab. Über- und untereinander,mit- und gegeneinander: die Überlebenden hindern, helfen, halten einander im elektronischen Rauschen. Zweisamkeit tröstet, doch letztlich wird das Gegenüber zur letzten essbaren Ressource. Nur die Regenmacherin, als mystische Figur mit langem Ledermantel und Stock, wirkt in ihrer lebendigen Trance unversehrt, während sie (Andrea Hackl) die (über-) natürliche Körperlichkeit im hypnotisierenden Tanz beschwört, fallen die anderen übereinander her oder hängen im Hintergrund an den Schläuchen der Kapselmatrix. Die „schöne neue Welt“ am Bühnenrand hat jede Natürlichkeit verloren, in klinischer Plastikpracht wird man dort satt gefüttert, aber alle anderen Bedürfnisse müssen draußen bleiben. Vor allem der Drang nach Individualität, denn die ist gefährlich.

Eszter Manz-Kozár tanzt uns vor Augen, wie die Freude, sich frei entfalten zu können langsam vom aussichtslosen Hoffen auf Einlass zermürbt wird und in Monotonie und Lethargie endet. An der Grenze stellt sich die Frage: Rein gehts nur ohne alles, aber wie lässt man sein Inneres draußen? Wer immer noch mehr ist als die Summe seiner Einzelteile, blitzt ab und wird zum Teil des Haufens lebloser (Kleidungs-) Stücke. Wer schafft es in die Kapsel und zu welchem Preis? Eine methapern- und metamorphosenreiche Inszenierung, die künstlerisch Kritik am technischen Machbarkeitsdenken, Sozial- und Umweltpolitik übt und nach dem Wert von (menschlicher) Diversität fragt. Punktlandung!

Hannoversche Allgemeine Zeitung | 19.11.2014
Absturz in die Zukunft
von Sophie Leyh

Die Welt ist größtenteils unbewohnbar, die verbliebenen Menschen leben in künstlich angelegten Kapselstädten. Fünf Personen begeben sich an Bord eines Luftschiffs, um eine neue Kapselstadt einzuweihen, stürzen jedoch ab. Auf sich allein gestellt, müssen die Protagonisten nun einen Weg finden, ihr Überleben zu sichem. Dies ist die Ausgangssituation des Tanztheaterstücks „Im freien Fall“, inszeniert und präsentiert vom Künstlernetzwerk Commedia Futura. Das seit Anfang der Achtzigerjahre bestehende Kollektiv aus Bühnen-,Musik- und Videokünstlern führt regelmäßig Stücke in der Eisfabrik auf.

Der Bühnenraum sieht aus wie ein großes verlassenes Kellerloch, im Hintergrund stehen Konstruktionen aus Holz und Plastikfolie. Auf dem Boden befindet sich zunächst kreisförrnig angeordnete Kleidung. Im Laufe des Spiels wird diese von den Protagonisten an-und ausgezogen, zu Bergen aufgetürmt und durch den Raum geworfen, Die Figuren tanzen, springen und kriechen umher, rastlos und aufgewühlt. Die Bewegungen sind von Andrea Hackl und Eszter Manz-Kozár sehr wild und zugespitzt gestaltet, dazu gibt es vereinzelt gesprochene, kurze Dialoge. Die fünf Protagonisten führen Solo- und Gruppentänze auf, geben stellenweise irres Gelächter von sich, rangeln und beißen sich gegenseitig. Vom Musikproduzenten Christoph Littmann komponierter Techno vermittelt eine klangliche Stimmung zwischen Panik und Verzweiflung.

Die groteske und erschütternde Darstellung der Charaktere drängt den Zuschauer, seine eigene Lebensweise in Zusammenhang mit der Zukunft der Erde zu überdenken, denn hier stellt Regisseur Wolfgang Piontek deutlich die Angst vor der totalen globalen Katastrophe dar.

 


Video

Plakat:
Im freien Fall
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