Die Vorstellung ... vermittelte den Zuschauern mehr als nur eine Ahnung von dieser fernen Kunst ... (Göttinger Tageblatt)

No, das japanische Schauspiel, entstand im 14. Jahrhundert. Es wird seit dieser Zeit nahezu unverändert als Sing- und Tanzspiel dargestellt. Es verbindet verschiedene theatralische Elemente zu einer harmonischen Einheit. No bedeutet soviel wie Können, Begabung- aber auch Darbietung dieses Könnens, die Entfaltung der Begabung. Das No-Spiel erfordert ein äußerstes Maß an Konzentration.

„Im Kunst- und Bildungszentrum Stift Geras (Österreich) wurde der Kursus “Experimente mit dem No“ angeboten. Die Kursteilnehmer kamen aus dem Kreis der COMMEDIA FUTURA, Hannover. Zusammen mit Mak Siutim, einem Tai-Chi-Lehrer, dem Klarinettisten Matthias Gawriloff und der Choreographin Angelika Saremba arbeiteten wir ohne jede Ablenkung in Konzentration und Versunkenheit hinter hohen Klostermauern, im Sinne Seamis – eines japanischen No-Dichters und Schauspieler des 15. Jahrhunderts.

Einige Japaner haben mir gegenüber zu diesem Projekt Bedenken geäußert. Mir kam es nicht darauf an No nachzuspielen. Das wäre Europäern nicht möglich. Mir kam es darauf an, Seamis ’geheime Überlieferungen’, die sich an die No-Spieler des 15. Jahrhunderts wendeten, jungen Menschen heutiger Zeit zu vermitteln.

Eine Aufführung war nicht das Ziel, sie ergab sich als Überraschung am Ende. Es geschah, worum wir uns bemüht hatten: Koordination von Schauspielern und Zuhören durch die Stille.“ (Erika Kabuzko)

Premiere am 21. Mai 1984, 20.00 Uhr im Klosterstift Geras (Österreich)

 

 


Premiere am 21. Mai 1984,
insgesamt 5 Aufführungen zwischen dem 21. Mai 1984 und 24. Sep 1985

COMMEDIA FUTURA OnTour:
21. Mai 1984 Stift Geras Österreich
21. Mai 1984 Stift Geras Österreich
22. Mai 1984 Stift Geras Österreich
20. Apr 1985 Theater im OP Göttingen
24. Sep 1985 Internationales Festival Freier Theater Hannover

Ensemble


Konzept: Erika Kazubko
Inszenierung: Erika Kazubko
Choreographie: Angelika Saremba
Kostüme: Erika Kazubko
Musik: Matthias Gawriloff
Lichtdesign: Frank Fuhrmann

Göttinger Tagesblatt | 25.04.1985
Szenen aus einer anderen Welt
von Sven Williges

Eine Kostprobe japanischen No-Theaters gab das hannoversche Ensemble der Commedia Futura im Göttinger Theater im Operationssaal (ThOP). 

Diese strengste und für Europäer äußerst fremdartige Form des fernöstlichen Theaters entwickelte sich im 14. Jahrhundert in Japan. Ein No-Spiel setzt sich aus drei Elementen zusammen: aus der Musik, dem Tanz und dem Wort. Die Handlung wird zum größten Teil vom Shite (Protagonist) und seinem Partner, dem Waki, getragen. Ihnen stehen Nebenspieler (Tsure, Tomo) zur Seite. Der Dialog wird im Sprechgesang mit psalmodierender Eintönigkeit vorgetragen. Die Bewegungen der Darsteller sind stark reduziert und haben symbolischen Sinn: kaum merkliche Bewegungen des Kopfes können unbändige Freude oder tiefe Trauer ausdrücken.

Im Gegensatz zu den prachtvollen Kostümen ist die Bühne karg ausgestattet, auf Requisiten wird fast ganz verzichtet. Der Inhalt eines Stückes soll sich dem Zuschauer über die Stille des Raumes mitteilen. Das erfordert sowohl von Schauspielern als auch von den Zuschauern höchste Konzentration. Um das Göttinger Publikum nicht mit dieser ungewohnten Theaterform zu überfordem, beschränkte sich die Schauspielgruppe unter der Leitung von Erika Kazubko auf zwei No-Spiele. Die Theatergruppe nahm einige Änderungen gegenüber den überlieferten Formen des No-Theaters vor. Nur ein Klarinettist begleitet Tanz und Wort auf der Bühne, hinterließ aber einen ausgezeichneten Eindruck von der einfühlsamen, subtil die Handlung kommentierenden japanischen Kunst der Musikbegleitung.

Eine wichtige Änderung war die weibliche Besetzung der Fee im Stück Hagoromd (Federgewand). Im klassischen No-Theater werden nämlich alle Rollen von Männern gespielt. Ziel der Aufführung der „Commedia Futura“ veranstaltet von der Dramaturgischen Abteilung der Universität Göttingen, sollte es sein, die „Geheimen Überlieferungen“ Seamis, eines No-Meisters aus dem 15. Jahrhundert, Menschen der heutigen Zeit zu vermitteln: Auch wenn man nicht klassisches No-Theater nachspielen wollte (und konnte) - eine Kunst, die selbst in Japan als esoterisch gilt -ist dies ein hochgestecktes Ziel. Diesem Ziel kam das Ensemble „Commedia Futura" eine beachtliche Strecke nahe.

Die Vorstellung im vollbesetzten ThOP vermittelte den Zuschauern mehr als nur eine Ahnung von dieser fremden Kunst, wenn auch eine solche einmalige Begegnung nicht mehr als Anstöße, Einblicke geben kann. Doch dies ist Anspruch genug in Anbetracht der extremen Andersartigkeit des No-Theaters - sowohl als literarischer Typus wie auch in seinen überlieferten Darstellungsprinzipien.

Neue Presse | 24.04.1985
Fremdartiges No-Theater
von Sven Williges

Mit japanischen No-Theater gastiert das hannoversche Ensemble "Commedia Futura" im Göttinger "Theater im Operationssaal". 

Diese strengste und für Europäer sehr fremdartige Form des fernöstlichen Theaters entwickelte sich im 14. Jahrhundert in Japan. Das No-Spiel setzt sich aus drei Elementen zusammen: Musiker (hier von einem einzigen Klarinettisten gespielt), Tanz (stark reduzierte Bewegungen mit Symbolcharakter) und Wort. Auf Requisiten wird fast ganz verzichtet, der Inhalt eines Stückes soll sich dem Zuschauer über die Stille des Raumes mitteilen.

Um das Publikum nicht mit dieser Theaterform, die viel Konzentration auch vom Zuschauer verlangt, zu überfordern, beschränkte sich die Gruppe auf zwei No-Spiele. Trotzdem war's noch ein hochgestecktes Ziel "geheime Überlieferungen" des No-Meisters Seamis in der heutigen Zeit verständlich zu machen.

Diesem Ziel kam "Commedia Futura" sehr nahe, das Ensemble vermittelte den Zuschauern mehr als nur eine Ahnung von dieser fremdartigen Kunst, wenn auch eine solche einmalige Begegnung nicht mehr als Einblicke gewähren kann. Doch dies ist Anspruch genug - und der wurde erfüllt.

Plakat:
Experimente mit dem Nô
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